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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 22

1877 - Oldenburg : Stalling
22 - dessen Tbtigkeit darauf ausging, in den Verfassungen der sddeutschen Staaten alle Elemente einer wirklichen Volksver-tretung zu verbannen und sie zu bloen Landstnden herab-zudrcken, indem Metternich die Ansicht aufstellte, da, da die deutschen Staaten, m't Ausnahme der Reichsstdte, Monarchien seien, die allgemeine und volle Regierungsgewalt in der Person des Souverns vereinigt sein mte. In diesem Geiste wurde eine Reihe von Bestimmungen entworfen, die unter dem Namen der Wiener Schluacte am 16. Mai 1820 von den Bevollmchtigten der einzelnen Staaten unterzeichnet und am 8. Juni von der Bundesversammlung in gleicher Weise, wie die Bundesacte, als deutsches Grundgesetz be-sttigt wurde. In Preußen beschrnkte man sich nur aus Einfhrung beratender Provinzialstnde, die durch Knigliches Patent vom 5. Juni 1823 ins Leben traten. Dennoch wurde Preußen weniger als andere Staaten von der politischen Aufregung der Zeit berhrt, da Friedrich Wilhelm Iii. durch seine edle Persnlichkeit die Liebe und Verehrung seines Volkes in vollem Mae besa und eine treffliche Verwaltung von seiner landesvterlichen Frsorge glnzendes Zeugni ablegte. Auch schuf die allgemeine Wehrpflicht, die alle Untertanen vom Hchsten bis zum Niedrigsten zu der wrdigsten aller Pflichten vereinigt, dem Staate mit Blut und Leben zu dienen, all-mhlich eine echt demokratische Grundlage, indem sie ein Soldatenheer aufstellte, das zugleich ein Brgerheer war, und die Bestrebungen fr Handelsfreiheit, in Folge derer zuerst die Wasser- und Binnenzlle innerhalb der preuischen Staaten beseitigt wurden (Juli 1816), dann durch Vertrag vom 21. Juni 1821 zu Dresden die Elbuserstaaten sich fr Aufhebung aller Zlle auf der Elbe verbanden, legten den Grund zu einem deutschen Zollverein und damit zu einer commerciellen, wirtschaftlichen Einheit Deutschlands, die das sicherste Unterpfand dereinstiger politischer Einheit in sich trug. Im brigen Deutschland dagegen aber wurde durch die reactionren Beschlsse der Grostaaten das politische Parteiwesen , zumal da gleichzeitig auch religise Gegenstze sich regten, nur um so schrfer entwickelt. Durch das ganze Leben der Nation zog sich fortan eine gewisse Spaltung, unter

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 44

1877 - Oldenburg : Stalling
44 Bei der in einem groen Theile Europas berrschenden politischen Ghrung, bei dem erbitterten Kampfe zwischen Legi-timitt und Volkssouvernett konnte Oestreich die im Knigreiche beider icilien ausgebrochene Revolution keineswegs mit gleichgltigen Augen ansehen. Bei dem Ingrimm, mit dem Lombarden und Venetianer die aufgedrungene streichische Herrschaft ertrugen, war vorauszusehen, da die Revolution, wenn sie in Neapel ihre Herrschaft behauptete, sich der die ganze Halbinsel verbreiten und auch den Kaiserstaat in seinem Innern ergreifen werde. Der streichische Staatskanzler Fürst Metternich war daher entschlossen, den neuen Zustnden im Knigreich 'Neapel mit aller Macht entgegenzutreten und die frhere Ordnung der Dinge wieder herzustellen. Die Be-Herrscher von Rußland und Preußen wute er durch sein bereits frher erprobtes Mittel, durch Vorspiegelung des Schreckbildes einer allgemeinen, auch ihre Staaten bedrohenden Revolution fr sich zu gewinnen, und Englands und Frank-reichs Einspruch glaubte er nicht bercksichtigen zu drfen. Im Oetober 1820 erschienen die Monarchen der drei Ostmchte und die Gesandten von England und Frankreich in Troppau im streichischen Schlesien. Hier stie Metternich Anfangs auf den unerwarteten Widerstand des Kaisers von Rußland, da Alexander von einer bewaffneten Intervention in Neapel nichts wissen wollte und die Ueberzeugung aussprach, die Neapolitaner wrden auch wohl auf friedlichem Wege zu einer Vernderung der Verfassung in monarchischem Sinne zu bewegen sein. Metternich gerieth in Verlegenheit, als ihm auf auerordentlichem Wege Kunde von einer am 17. October in St. Petersburg ausgebrochenen Meuterei eines Garde-regiments zukam. Der Vorfall hatte seinen Anla darin, da die Soldaten, durch die Hrte ihres Obristen gereizt, diesem den Gehorsam verweigerten, und mit der Politik nicht die mindeste Gemeinschaft; dennoch wute ihn Metternich zu seinen Gunsten auszubeuten und Kaiser Alexanders ngstliches und befangenes Gemth durch die vorgehaltenen Gefahren einer Militrrevolution zu schrecken. Nun wurde zu Troppau ein Vertrag geschlossen, in dem sich Rußland, Preußen und Oestreich zur Bekmpfung der revolutionren Bewegungen, nament-lieh auf der pyrenischen Halbinsel und in Italien, verpflich-

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 73

1877 - Oldenburg : Stalling
73 redsamkeit die ganze Insel beherrschte. Unermelich war der Jubel der Iren, als O'connell fr die Grafschaft Clre, wo ein Parlamentssitz frei war, am 5. Juli 1828 mit groer Stimmenmehrheit zum Parlamentsmitglied ausgerufen wurde. Eben so groes Aufsehen erregte diese Wahl in England. Wellington, der seinen gebten Feldherrnblick auf die Politik bertrug, erkannte alsbald, da die Ausnahmegesetze gegen die Katholiken nicht mehr zu halten seien, da man die Wahl habe zwischen Brgerkrieg und Nachgeben, und er whlte das Letztere. Der Kampf der die von ihm eingebrachte Emanci-pationsbill wurde von beiden Seiten mit groer Leidenschaft, aber auch mit seltener Grndlichkeit und Schrfe gefhrt. Endlich aber ward die Bill von dem Unterhause, bald dar-auf von den Lords angenommen, und am 13. April 1829 vom König unterzeichnet und zum Gesetz erhoben. Damit war die Gleichberechtigung der Katholiken mit den Protestant ten ausgesprochen, nur konnte kein Katholik Lordkanzler von England oder Viceknig von Irland werden; den katholischen Parlamentsgliedern wurde das eidliche Versprechen abgenom-men, nichts gegen die protestantische Staatskirche zu unter-nehmen. Bald traten acht katholische Lords ins Oberhaus. Mit der Emancipation der Katholiken trat in der englischen Verfassung eine groe Vernderung ein, die zunchst auf confessionellem Gebiete mit dem alten System brach. Da aber diese durchgreifende Umwandelung ohne Anwendung uerer Gewalt, nur durch die Macht des Gedankens und des Wortes und durch die Entscheidung der Volksver-tretung erreicht wurde, bleibt ein Glanzpunkt in der Geschichte des englischen Verfassungswesens.

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 75

1877 - Oldenburg : Stalling
75 Mut gerotteten Degen zu ziehen; um so krftiger zuckte er das Jagdmesser, um so entzckender spielte er Theater. Nach einem ungebundenen Lebenswandel hatte er sich streng-kirch-lichen Hebungen ergeben, hate als Haupt der Ultra's die Constitution und hegte von der Wrde eines unumschrnkten Knigs so berspannte Vorstellungen, da er lieber Holz sgen als ein König nach englischem Muster sein wollte. Karls Shne waren der Herzog von Angouleme und der Herzog von Berry, jener vermhlt mit Marie Therese, der unglcklichen Tochter des hingerichteten Ludwig Xvi., dieser mit der neapolitanischen Prinzessin Marie Karoline, Enkeltochter des Knigs von Neapel und Sicilien; beide waren geistig unbedeutend, aber Berry gutmthiger und lebhafter. Bei seinem feurigen Wesen hatte man ihn an die Spitze der Truppen gestellt, aber durch unkluge Behandlung der alten napoleoni-schen Krieger und durch launenhaften Tadel in Kleinigkeiten hatte er sich deren Unwillen in hohem Grade zugezogen. Da auch Angouleme's Ehe kinderlos war, so beruhte auf ihm die Hoffnung der Familie. König Ludwig Xviil war ein Mann von Geist, feiner Bildung und edlem Charakter, von dem Wunsche beseelt, sein Volk zu beglcken. Sein Streben, im Geiste der Zeit nach der von ihm gegebenen Verfassung zu regieren, mag aufrichtig gewesen sein, aber er besa nicht die Energie, unter dem Kampfe der mit einander ringenden feindseligen Geister das Staatsschiff mit Glck und Sicherheit zu lenken. Seit dem 24. Septbr. 1815 stand Herzog Richelieu an der Spitze des Ministeriums, der, wenngleich Royalist. doch kein Ultra war. Dagegen bestand die neue Kammer, die am 7. Octbr. 1815 zusammentrat, aus den wthendsten Ultra's, die, kniglicher als der König selbst, die Wiederherstellung des alten Frankreichs und des Hofregimentes Ludwigs Xiv. in Absicht hatten. Alle, die fr den Tod Ludwigs Xvi. gestimmt oder während der hunbert Tage Aemter angenommen hatten, *) * Der berhmteste Fall war der des Marschalls Ney, der nach einer erschtternden Verhandlung zum Tode vernrtheilt und am 7. De-, cember 1815 erschossen ward. Dasselbe Schicksal hatten Labedoyre und Andere.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 78

1877 - Oldenburg : Stalling
78 Lager seines Neffen und schlo ihm die Augen und den Mund. * Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mrders wurde getuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, Heinrich, Her-zog von Bordeaux, der mit dem Wasser des Jordan, das Herr von Chateaubriand mitgebracht, getauft und als muth-malicher dereinstiger Thronfolger betrachtet wurde. Louvel, der seine ruchlose That ohne Mitschuldige verbt hatte, ward am 6. Juni 1820 hingerichtet. Jetzt aber erhoben die Ultra's gegen Decazes die furcht-barsten Anklagen. Sie gaben ihm Schuld, durch Begnstigung des Liberalismus solche .'verbrecherische Gedanken im Volke erzeugt zu haben, ja sie bezeichneten ihn geradezu als Urheber des begangenen Frevels. Graf Artois bestand auf seiner Entlassung, der König mute nachgeben, und am 20. Febr. bernahm Richelieu wieder das Ministerium. Die Prefrei-heit ward aufgehoben, ein neues Wahlgesetz zu Gunsten der Aristokratie erlassen, die persnliche Sicherheit und die Lehr-freiheit beschrnkt; berhaupt sollte ein streng monarchisches System den ffentlichen Geist in royalistische Bahnen zurck-fhren. Die Folge aber war, da die feindlichen Parteien sich in geheime Clubs zurckzogen und Verschwrungen an-zettelten, die jedoch unterdrckt wurden. Frankreich befand sich im Zustande groer Aufregung, als die im Juli 1821 anlangende Kunde vom Ableben Napoleons die Aufmerksamkeit eine Zeit lang von den Tages-fragen ab und auf den groen Todten lenkte. Seine von St. Helena zurckgekehrten Gefhrten verbreiteten die Nach-richt von seinen Entbehrungen und Leiden in der Gefangen-schaft, die von ihm verfaten oder durch ihn eingegebenen Schriften entwickelten sich zu einer eigenen bonapartistischen Literatur, in welcher die Vorzge des Eroberers erhoben, seine Schwchen verhllt und das Urtheil der Menge irre geleitet ward. Ein strahlengekrnter Napoleon trat in der Phantasie an die Stelle des wirklichen, und neue Begeisterung fr den Hingeschiedenen ward in den Massen rege. Es bildeten sich Verschwrungen, deren Rdelsfhrer hingerichtet wurden,

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 79

1877 - Oldenburg : Stalling
79 während die eigentlichen Hupter, wie Lafayette u. 2t., frei ausgingen und die geheimen Gesellschaften sortbestanden und der Gewohnheit des franzsischen Volkes, sich im Namen der Freiheit zu verschwren, stets neue Nahrung gaben. Diese Verschwrungen schienen das Verlangen der Ultra's nach einer rein kniglichen Regierung zu rechtfertigen. Sie frohlockten und whnten sich ihrem Ziele nahe, aber der Kampf der Opposition gegen das Knigthum tauchte mit neuer Strke auf, und Richelieu, der keine Partei mehr befriedigte, zog sich vom Ministerium zurck, an dessen Spitze am 13. Dec. 1821 Graf von Villele trat, der sich durch seine Kenntnisse in der Finanzverwaltung, durch Klarheit und Bestimmtheit im Vor-trag, sowie durch kluge Migung Anerkennung erworben hatte. Villele entfernte aus den oberen Staatsstellen alle diejenigen, die ihm nicht zuverlssig genug schienen; die hohe Geistlichkeit ward begnstigt und die Regierung in streng kirch-lichem Sinne gefhrt, um im Volke die Tugenden des Ge-horsams und der religisen Demuth gegen die Kirche und das Knigthum zu erwecken. Militr und Behrden muten, welcher Kirche sie auch angehrten, bei Prozessionen an den Ceremonien des katholischen Cultus Theil nehmen. Der Ab-geordnete Manuel, der beifllig auf die Hinrichtung Ludwigs Xvi. anzuspielen schien, wurde von der Mehrheit der Kam-mer ausgeschlossen und durch Gensdarmen aus dem Sitzungs-saal geschleppt, worauf 62 Mitglieder der Linken aus der Kammer schieden. Nach auen fand unter dem Ministerium Villele der Zug gegen die in Spanien ausgebrochene Revolution Statt, an deren Unterdrckung die Ultra's ihre Hoff-nungen, die Liberalen ihre Besorgnisse knpften. Die Unter-nehmung wurde unter Anfhrung des Herzogs von Angou-lerne von einem glcklichen Erfolge gekrnt, und die Ultra's erhoben die Thaten des Prinzen weit der die Napoleon's. Die Liberalen verstummten immer mehr, während die clerical-royalistische Partei in ihrer Unduldsamkeit immer weiter vor-ging und die ihnen nicht genehmen Diener ihrer Stellen ent-setzte. So kam es, da die am 23. Mrz 1824 zusammengetretene Kammer unter 430 Abgeordneten nur 17 Mitglieder der liberalen Partei zhlte, und Villele, um sich eine ihm so ergebene Kammer mglichst lange zu sichern, setzte es durch,

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 151

1877 - Oldenburg : Stalling
- 151 trkischen Angelegenheit abzuschneiden. Sie erlieen daher unter Preuens Anschlu eine Collectivnote an die Pforte (27. Juli 1839), worin sie erklrten, die Entscheidung der orientalischen Frage selbst in die Hand nehmen zu wollen. Rußland, das den Viceknig nicht allzumchtig werden lassen wollte, und in der schwachen Pforte seine zuknftige Beute sah, trat dieser Erklrung nach einigem Bedenken bei. lieber die Art und Weise, wie das Verhltni zwischen dem Sultan und dem Viceknig zu ordnen sei, waren Eng-land und Frankreich verschiedener Meinung. Sie waren zwar darin einig, Rulands Uebergewicht im Oriente herabzudrcken, aber Frankreich suchte dieses Ziel dadurch zu erreichen, da der Viceknig im vollen Besitze seiner erworbenen Macht bliebe, wobei es selbst die Herrschaft auf dem Mittelmeere zu ge-Winnen hoffte; England, und mit ihm Bestreich, frchtete von einer Machterweiterung Mehemedali's eine zu groe Schwchung der Trkei, die dieses Reich endlich Rußland in die Arme werfen msse. Letzteres aber besorgte, an Mehemed Ali einst einen gefhrlichen Gegner zu haben. Da Frankreich auf seinen Ansichten beharrte, so traten die brigen Mchte, denen sich auch Preußen anschlo, zu dem Londoner Vertrag vom 15. Juli 1840 zusammen. worin Mehemed Ali die erb-liche Herrschaft von Aegypten, aber unter trkischer Ober-hoheit, und einen Theil Syriens auf Lebenszeit erhalten, die brigen Eroberungen aber nebst Kandia und der zu ihm bergegangenen trkischen Flotte an die Pforte zurckgeben sollte. Da sich der Viceknig diesen Beschlssen nicht unterwarf, so begannen die Feindseligkeiten der verbndeten Mchte. Zwar hatte der Londoner Vertrag im franzsischen Volke den tiefsten Ha gegen England erweckt und ein Krieg schien sev nein Ausbruche nahe, aber die Gromchte kannten Ludwig Philipps Friedensliebe und kmmerten sich nicht um die Stimmung der Franzosen. Eine englisch-streichische Flotte segelte nach der Kste Syriens; Acre wurde erstrmt. Alex-andria von dem englischen Commodore Rapier bombardirt, so da sich die Bevlkerung daselbst gegen den Viceknig erhob. Dieser mute sich jetzt zur Rumung von Syrien, Arabien und Kandia verstehen und mit dem erblichen

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 173

1877 - Oldenburg : Stalling
strebenden Tendenzen fernzuhalten, Daher wurden Männer, welche der christlichen Richtung aus Ueberzeugung angehrten und ihrer ganzen Bildung und Anstauung nach auf echt historischem Boden standen, zu den einflureichsten Aemtern in Staat, Kirche und Schule berufen. Auf Seiten der Kirch-glubigen zeichnete sich Hengstenberg, Professor der Theologie in Berlin, durch seine evangelische Kirchenzeitung aus; unter den Lichtfreunden, wie sich damals die Anhnger der un-kirchlichen Richtung nannten, thaten sich Rupp in Knigsberg, in Sachsen Uhlich und Wislizenus hervor, die in mittel-miger, der Menge zusagender Darstellungsgabe ein gehaltloses Vernunft - Christenthum aufstellten und Grnder der sogenannten freien Gemeinden wurden, die sich von der Landeskirche lossagten. Sie erhielten im Jahr 1847 die brgerlichen Rechte. Auch auf dem Gebiete der katholischen Kirche zeigte sich groe Bewegung. Im August 1844 lie der Bischof Arnoldi zu Trier in der Hauptkirche den heiligen Rock" der Ver-ehrung der Glubigen ausstellen, den der Sage nach der Heiland während der letzten Jahre seiner irdischen Laufbahn getragen hatte. Ueber eine halbe Million Menschen wall-fahrtete zu der Reliquie. Die Festlichkeit wrde, da Aehn-liches in allen katholischen Lndern vorkommt, keine besondere Aufmerksamkeit erregt haben, wenn ihr nicht die damals in den Gemthern herrschende Unruhe und Gereiztheit weitere Folgen gegeben htte. Ein junger katholischer Geistlicher in Oberschlesien, Johannes Rouge, erlie an den Bischof Arnoldi ein offenes Sendschreiben gegen das Gtzenfest zu Trier an den dasigen Bischof als den Tetzel des 19. Jahrhunderts!" Dieser Ronge'sche Absagebrief, an und fr sich ein sehr mittel-miges Werk, fand auerordentliche Verbreitung und gab Anla zur Grndung der sogenannten deutschkatholischen Sekte, die einen freisinnigen aufgeklrten Glauben einzufhren suchte. Anfangs machte Ronge groes Aussehen, verfiel aber bald wegen Hoblheit und wirklichen Mangels an christlichem Gehalt sammt seiner Gemeinde der verdienten Vergessenheit anheim. Zu gleicher Zeit sagte sich der katholische Pfarrer Czerski zu Schneidemhl in Posen von seiner Kirche los und grndete eine auf gleicher Flachheit beruhende christkatholische" Ge-

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 175

1877 - Oldenburg : Stalling
175 liche Reprsentativverfassung und keine Nachahmung eines veralteten mittelalterlichen Stndewesens. Am 11. April wurde der vereinigte Landtag von Friedrich Wilhelm Iv. mit einer glnzenden Rede erffnet, die jedoch den Widerspruch zwischen seinen Ueberzeugungen und dem Geiste der Zeit klar hervorhob. Indem er mit Rcksicht auf die kirchlichen Verhltnisse die Worte Josua's aussprach: Ich und Mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" legte er auf der anderen Seite sein ganzes politisches Glaubens-bekenntni darin nieder: Keiner Macht der Erde", erklrte er feierlich, soll es je gelingen, mich zu bewegen, das natr-liche Verhltni zwischen Fürst und Volk in ein conventio-nelles, constitutionelles umzuwandeln, und nun und nimmer-mehr werde ich es zugeben, da sich zwischen unfern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindrnge, um die alte heilige Treue zu ersetzen." Die Krone kann und darf nur nach den Gesetzen Gottes und des Landes und nach eige-ner freier Bestimmung herrschen, nicht aber nach dem Willen von Majoritten. Preußen kann diese Zustnde nicht er-tragen." Die Verstimmung und Unzufriedenheit der die in der Erffnungsrede geuerten Grundstze war so groß, da die Abgeordneten der Provinz Preußen, weitere Verhandlungen fr zwecklos haltend, Berlin sofort wieder verlassen wollten und nur durch ihre rheinischen Gesinnungsgenossen zu bleiben bewogen wurden, um auf Grundlage der bewilligten Rechte auf die Grndung eines wahrhaften Verfassungswesens hin-zuwirken. Bei den Berathungen der die Adresse trat der Gegensatz zwischen den politischen Anschauungen des Knigs und denen der Mehrheit der Versammlung unzweideutig her-vor, und die Ansichten von Beckerath, Hansemann, Camp-hausen, Alfred von Auerdwald, Vincke wurden berall mit Beifall aufgenommen. In der Adresse sprach sich die Er-Wartung aus, da das Patent vom 3. Februar der Anfang, nicht das Ziel der stndischen Entwickelung des Knigreiches sein werde." Der König, der auf Dank gerechnet hatte und durch den erfahrenen Widerspruch unangenehm berhrt war, erklrte auf die ihm bergebene Adresse, da er dem ver-

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 178

1877 - Oldenburg : Stalling
178 - Nachdem sich der Rausch der Begeisterung etwas gelegt hatte, traten allmhlich die Parteien wieder hervor. Die Legitimisten oder die Anhnger der vertriebenen Dynastie zogen sich aus dem Staatsdienste zurck, ohne ihre Hoffnung auf Wiederherstellung des rechtmigen Thrones aufzugeben. Auch die hhere Geistlichkeit und die Mehrheit der niederen war dem Julithrone abgeneigt und schlo sich um so enger an die Kirche an, während ein geringer Theil zur Demokratie ber-ging, den Abbe de Lammenais an der Spitze, der aber nach manchen Irrfahrten mit der Welt und mit seiner Kirche zer-fiel. Die Legitimisten in Verbindung mit der Geistlichkeit arbeiteten durch die Presse dem neuen Thron allenthalben entgegen. Die republikanische Partei war eigentlich beim Ausbruch der Revolution fr Beseitigung des Knigthums gewesen,'hatte sich aber durch Lafayette bewegen lassen, unter Gewhrleistung demokratischer Institutionen zum Julithrone berzugehen. Aber der wenn auch ermigte Census zum Wahlrechte, das Zweikammersystem und die Centralisation der Verwaltung erregte die Erbitterung der republikanischen Partei, die durch den Einflu ihrer feindlichen Presse und der zahlreichen geheimen Gesellschaften endlich den Sturz des Julithrones herbeifhrte. Eine dritte Partei, die schon unter der Restauration entstanden war, wurde, da sie alle bedeutende Erscheinungen im Staats- und Volksleben auf allgemeine historisch-politische Doctrinen oder Lehren zurckzufhren suchte, Doctrinaire genannt. Sie hatte sich der neuen Dynastie angeschlossen, als zwischen ihr und der Republik keine andere Wahl' blieb. Die Doctrinaire verwarfen ebensowohl die Lehre vom gttlichen Rechte des Knigthums, die zum Des-potismus-, als auch die der Volkssouvernett, die zur Anarchie führen knne, und stellten bei Behandlung der politischen Verhltnisse den Grundsatz der richtigen Mitte (juste milieu) auf, der in der That der Natur des Juli-thrones gem war und von Ludwig Philipp zum Programm seiner Regierung erklrt ward. Die Doctrinaire hoben in der Stellung Ludwig Philipps den Umstand hervor, da er eben so wie Karl X. ein Bourbon sei, der Julithron also vom Stamm Heinrichs Iv. nicht abgegangen sei, und ver-
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